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Sterzing, 2012
 

WIE ENTSCHEIDE ICH MICH FÜR EINEN ARCHITEKTEN?

 

Man kennt sich nicht, nur eine Begegnung, ein Gespräch in einem Lokal das der Architekt gestaltet hat. Der Architekt ist eine Vertrauensperson, wie soll ich mich entscheiden, wie würden wir uns für einen Architekten entscheiden. Man müsste ihn wohl besser kennenlernen, ihn als Person und seine Arbeiten. Beides geht in so kurzer Zeit nicht, deshalb versuchen wir unsere ersten Gedanken zu beschreiben.

Wir sitzen im Auto, auf der Autobahn A22, welche wir oft gerne verlassen um den Weg entlang der Dörfer zu suchen, wir nähern uns von Süden kommend der Stadt Sterzing, der Fuggerstadt. An uns zieht die Landschaft vorbei, und Gebautes, das Gebaute schneller weil näher, bald werden wir in Sterzing sein, wir haben Zeit zum Nachdenken und reden. Das Gebaute das an uns vorbeizieht berührt uns nicht, es ist neu, es ist bekannt, es ist so wie es ist, an Vieles hat man sich einfach nur gewöhnt, es ist anonym, modisch. Plötzlich auf imposanten Felsvorsprüngen strotzen selbstbewusst Burgen, Klöster und Kirchen der rauen und engen Talschlucht, zeugen von vergangenen Epochen. Gedrungene massive Volumen stehen fast mitten in der Straße, Gasthöfe und alte Bauernhäuser. Der Handelsweg von Norden nach Süden, gesäumt von Klöstern, Hospizen, Gasthöfen, Burgen und Schlössern, Zeugen einer vergangenen blühenden Handelsroute. Wir nähern uns dem Kreisverkehr, rechts abbiegen und schon sind wir da. Im Norden der Brenner, rau, windig, schön. Im Osten die Pfunderer Bergkette, Rauher Nock, Höllekragen, die Überseilspitz. Im Westen die Ridnauner Bergkette mit der verschneiten Hohen Spitz. Im Süden Schloss Sprechenstein, Reifenstein. Nun erst drängen sich die nahen Gebäude in den Vordergrund, das Eisstadion, der Supermarkt, das Hallenschwimmbad. Der Ort liegt strategisch günstig, auf halber Strecke zwischen Mailand und München. Der Blick schweift wieder zum Horizont, die Bergketten und Talhänge sind beeindruckend, alles andere möchte man ausblenden.

Ein kleines Appartementhotel, fein gearbeitet, wärmend. Ein Haus das mich umfasst, ein Gefühl der Ruhe und Geborgenheit vermittelt. Hier ziehe ich mich zurück, ich bleibe nur für eine Nacht, ich bin auf der Durchreise. Manchmal bleibe ich für einige Tage, besuche die Stadt, die Berge, die Schlösser, zu jeder Jahreszeit.
Ein Haus aus Mauern, drinnen ein Garten, ein Innenhof. Ich parke mein Auto unter einem Dach, es bietet Schutz vor Hitze, Regen und Raureif. Ich laufe zum Eingang, man kennt mich bereits, vorbei an der Rezeption den Innenhof entlang.
Eine feine Wohnung, nun gehört sie wieder mir für einige Tage, alles hat seinen Platz, wie für mich gemacht. Ich trete ein, verstaue mein Gepäck, meine Kleidung. Ich betrete das Bad, barfüßig, ich spüre die raue Oberfläche des Pfunderer Silberquarzitgesteins, ein grünlich gräuliches hartes Urgestein, mit hohem Quarzanteil. Der Boden meines Appartements ist aus Massivholz, von der Fußbodenheizung erwärmt. Das Interieur ist bequem und schlicht, die meisten Möbel sind von heimischen Handwerkern auf Maß gearbeitet, stille Diener und Begleiter meiner Wohnansprüche. Die Küche ist maßgeschneidert, sie eignet sich zur Zubereitung kleiner Speisen, für mehr bediene ich mich der nahen Sterzinger Gasthöfe. In einer Möbelnische finde ich ein iPad und ein Radio mit Internetanschluss, der Sound ist gut, ein USB Anschluss für meine persönliche Musiksammlung, der TV verbirgt sich hinter einer Holztäfelung.
Die feinen Leinenvorhänge werden trotzdem noch von Hand geschlossen. Präzise angeordnete Fenster fokussieren die Pfunderer Bergkette und Schloss Sprechenstein. Die hohen Fensterbrüstungen und Einfriedungen verbergen das nahe Umfeld, der Blick wird in die Landschaft gelenkt, weiter zum Horizont. Ein großes, raumbreites Fenster gibt den Blick nach innen in den Garten frei. Heute zeigt er sich kalt winterlich mit Schnee überzogen. Ich fühle mich geborgen.
Im Sommer kam ich wieder, die wirklich heißen Tage sind in Sterzing gezählt. Mein Blick schweift den Innenhofgarten entlang zu den Fassaden. Das Dach ist eine feine gesponnene Konstruktion, die sich wie ein schützender Schirm über die Wohnräume faltet. Ich bin überrascht welche Kraft der Garten im Sommer hat. Seine konzeptionelle Idee, die Gerüche und Farben gefallen mir. Echtes Johanniskraut wächst neben meterhohen Sträuchern von Zitronenmelisse, Thymian, dunkelroter Haselnuss, Holunderbäume und Steinobstbäume. Ich finde sogar Kräuter und Gemüse, welches ich ernten darf und mich spontan zur Zubereitung eines leichten Mittagessens anregen…

Erste Gedanken zur Bauaufgabe,
die Architekten, Lukas Tammerle und Paul Senoner

 


Der Garten des Hospitals Saint Paul
Vincent van Gogh (1889)

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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